Text und Fotos Vilsbiburger Tafel, Rote Raben: Vilsbiburger Zeitung (Georg Soller)

Gästebuch der Stadt Vilsbiburg, 23.06.2010: Evangelischer Landesbischof Dr. Johannes Friedrich

Evangelischer Landesbischof Dr. Johannes Friedrich zu Gast in Vilsbiburg

Von links: Stadträtin Christine Koj, Erster Bürgermeister Helmut Haider, Dekan Siegfried Stelzner, Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, Zweiter und Dritter Bürgermeister Johann Sarcher und Rudolf Lehner, Pfarrer Michael Lenk

Gemeinsam den Menschen helfen

Evangelischer Landesbischof Dr. Johannes Friedrich zu Gast in Vilsbiburg

Vilsbiburg. "Die Sonne scheint, der Bischof kommt..." sagte Pfarrer Michael Lenk zur Begrüßung des besonderen Gastes. Auf seiner Rundreise durch das Dekanat Landshut besuchte Landesbischof Johannes Friedrich gestern das Gebrauchtwarenhaus "Hab & Gut", die Vilsbiburger Tafel und die "Roten Raben". Dabei erfuhr er erfreut von der guten Zusammenarbeit zwischen dem Diakonischen Werk, zu dem beide Einrichtungen gehören, der Stadt und der Bevölkerung.

Das Leben für einen evangelischen Pfarrer in der niederbayerischen Diaspora ist immer eine Frage der guten Zusammenarbeit: "Einem einzigen evangelischen Pfarrer stehen derzeit 23 katholische Kollegen gegenüber, die noch immer aktiven Pensionäre nicht mitgerechnet", sagte Lenk. Man komme sehr gut miteinander aus, und es gebe keine Berührungsängste: "Das hilft sehr."

Grossansicht in neuem Fenster: Evangelischer Landesbischof Dr. Johannes Friedrich mit der Leiterin der Vilsbiburger Tafel Simone KappelerEin weiterer guter Partner, wie Lenk sagte, sei die Diakonie, mit deren Hilfe das Feld der sozialen Hilfe beackert werde. Es gebe in Vilsbiburg eine Selbsthilfegruppe zu Depression und eine Teestube als niederschwelliges Angebot für Leute, die eine Aussprache suchen. Zwei inzwischen sehr geachtete Einrichtungen sind das Gebrauchtwarenhaus "Hab & Gut" sowie die Vilsbiburger Tafel in der Schützenstraße. "Das sind starke Einrichtungen in enger Verbindung mit der Kirchengemeinde", erklärte Dekan Siegfried Stelzner. So sammeln die Konfirmandengruppen nicht nur für die Tafel Lebensmittel, sondern arbeiten im Rahmen ihrer sozialen Praktika auch im Gebrauchtwarenhaus. Das Einzugsgebiet sei in etwa deckungsgleich mit dem Gebiet der Kirchengemeinde.

Grossansicht in neuem Fenster: Landesbischof Dr. Johannes Friedrich im Gebrauchtwarenhaus ´Hab und Gut´Trotz des evangelischen Hintergrunds gibt es für beide Einrichtungen keine konfessionellen Beschränkungen: "Die beiden Leiter - Hermann Penzkofer im "Hab & Gut" und Simone Kappeler bei der Tafel - sind natürlich, wie es sich gehört, Katholiken", sagte Lenk. Die Tafel versorgt regelmäßig 80 bis 100 Personen pro Woche mit günstigen Waren; hinter diesen Abholern stehen natürlich zum Teil ganze Familien stecken. 185 Haushalte sind derzeit als bedürftig registriert. 15 Mitarbeiter helfen ehrenamtlich bei der Ausgabe der Lebensmittel, weitere Helfer wären willkommen, sagte Kappeler: "Insbesondere kräftige Männer für den Einlass." Auch die Spender kommen aus allen Konfessionen.

Ganz anders arbeitet das Gebrauchtwarenhaus. "Zu uns dürfen alle kommen, egal ob arm oder reich, evangelisch oder katholisch", sagte Penzkofer. Die Aufgabe dieser Einrichtung sei es, schwer vermittelbare Arbeitslose auf der 1-Euro-Basis zu beschäftigen. Die Einnahmen aus dem Verkauf der gut erhaltenen, kostenlos überlassenen Möbel oder ausgemusterten Elektrogeräten dienen dazu, Löhne und Unterhalt zu bezahlen. 31 Mitarbeiter habe er in Spitzenzeiten beschäftigt, erzählte Penzkofer. 19 seiner Mitarbeiter habe er in den fünf Jahren seit der Eröffnung zu einem festen Arbeitsverhältnis in einem anderen Betrieb verhelfen können, sagte er.

Etwa 70 Prozent der Käufer kämen aus finanziell schwachen Familien, der Rest bestehe aus Sammlern. Denn erfreulicherweise bekäme "Hab & Gut" immer wieder auch Möbel geschenkt, die man bereits als Antiquitäten bezeichnen könne.

Johannes Friedrich zeigte sich sehr erfreut über diese Berichte: "Diakonie und Kirche haben ein Stück auseinander entwickelt", stellte er fest, "und es freut mich sehr, wenn das hier so gut funktioniert." Erfreut nahm er auch zur Kenntnis, dass Bürgermeister Helmut Haider noch einmal bekräftigte, diese Einrichtungen nach Kräften zu unterstützen: "Kommune und Kirche müssten sich immer um die gleichen Menschen kümmern", erwiderte der Landesbischof.

Grossansicht in neuem Fenster: Von links: Landesbischof Dr. Johannes Friedrich, die Vorsitzenden der Roten Raben Joachim Weiershaus und Peter Bruckmayer, Dekan Siegfried StelznerKirche und Sport

60 seiner 67 bayerischen Dekanate habe er während seiner Amtszeit bereits besucht, sagte Friedrich, " aber wir waren noch nie bei einem Sportverein". Der Hintergrund für den Besuch bei den Roten Raben war der: Dekan Stelzner ist Sportbeauftragter der Landeskirche und präsentierte dem hohen Gast nicht ohne Stolz den Deutschen Meister im Damenvolleyball. Sehr entspannt entwickelte sich dabei ein interessantes Gespräch über die belebende Wirkung von Spitzensport für den Breitensport. Raben-Vorsitzender Peter Bruckmayer berichtete über das Volleyball-Internat in Vilsbiburg und den Vorteil, demnächst eine Stützpunktfunktion zu haben. Auch über die Bereiche Vermarktung, Sponsoring und Doping erkundigten sich die Gäste.

Katja Wühler erzählte von den familiären Verhältnissen in Vilsbiburg und dass die Spielerinnen für fast alle Belange einen Ansprechpartner finden. "Als ich von Dresden hier ankam, dachte ich zuerst: Was für ein Kaff. Nun bin ich neun Jahre hier und bleibe auch da, weil ich es so sympathisch finde."