Träger der Bürgermedaille 1992 - Pater Zeno Ganser

Träger der Bürgermedaille 1992 - Pater Zeno Ganser

Pater Zeno Ganser und Erster Bürgermeister Peter Barteit (stehend von links)

Mit Idealismus am Gemeinwesen mitgewirkt

Vilsbiburger Zeitung, 26.09.1992


Bürgermedaillen an Pater Zeno Ganser, Hans Meisburger und Lambert Grasmann verliehen


Vilsbiburg. Ob eine Stadt lebt, erkennt man daran, wie aktiv sich ihre Bürger im öffentlichen Leben engagieren. Der Schaffensdrang manches begabten und mit viel Idealismus gesegneten Menschen vermag dabei ungewöhnliche Leistungen vollbringen - Leistungen, die mit Geld allein vermutlich nie so schön werden könnten. Drei Männer dieses Schlages wurden am Donnerstag abend in einer Festsitzung des Stadtrates mit der Bürgermedaille ausgezeichnet.


Einen Spruch Salomos nahm Bürgermeister Peter Barteit als Leitmotiv der Festsitzung: "Ehe man zu Ehren kommt, muß man vorher leiden". Die Leidensfähigkeit der drei Geehrten sei sprichwörtlich: die gewaltige organisatorische Leistung des Wallfahrtsdirektors bei der Renovierung seiner Kirche, die harte, zeitraubende Kleinarbeit des TSV-Funktionärs beim Aufbau des modernen Sportparks und die mit Akribie betriebene Forschungsarbeit des Museumsleiters. Vilsbiburg wäre ohne die Ergebnisse dieser ehrenamtlichen Leidenschaften um ein großes Stück ärmer, sagte Barteit: "Sie alle haben weit mehr getan, als es Ihre Pflicht war".


Pater Zeno Ganser
Der stille, bescheidene Kapuziner war am 20. September 1979 von Blieskastel nach Vilsbiburg gekommen, um hier das Amt des Wallfahrtsdirektors zu übernehmen. Sein Hauptwerk, die Erhaltung und Förderung der Wallfahrt Maria Hilf auf dem Berg, hat er mit viel Beharrlichkeit zu einer neuen Blüte geführt. Barteit erinnerte besonders an die große Feier des Maria-Namen-Festtages. Eine wichtige seelsorgerische und gesellschaftliche Aufgabe ist auch die Krankenhausseelsorge, die Pater Zeno seit 1989 inne hat.
Doch die Theologie braucht auch ein Haus, und Pater Zeno hat es sich zur Lebensaufgabe gemacht, dieses Haus seines Ordens zu neuer Schönheit zu führen. 1984 wurden die Außenanlagen renoviert, 1990/91 die Außenrenovierung der Kirche und des Klosters in Angriff genommen und heuer sollte die Innenrenovierung auf Maria Hilf beginnen. Dabei wurde entdeckt, daß sowohl die Fundamente des Seitenschiffs als auch der Dachstuhl einer noch dringenderen Renovierung bedürfen. Aus diesem Grund wurde die Innenrenovierung auf das Jahr 1994 verschoben.
"Man braucht viel Kraft und Leidensfähigkeit", sagte Barteit, "wenn man ein altes Gebäude instand setzen will". Für die Übernahme dieser Aufgabe dankte der Bürgermeister dem Wallfahrtsdirektor mit der Bürgermedaille: "Vilsbiburg wäre ohne Maria Hilf nur halb so schön".


Hans Meisburger
Auch der langjährige Kopf des TSV ist ein Zuagroaster: Am 9. September 1954 kam Hans Meisburger von Olching nach Vilsbiburg, und er muß dann ziemlich schnell -noch im selben Jahr- beim TSV angeheuert haben. 1958 war er Mitbegründer der Versehrtensportabteilung, 1959 wurde er Beisitzer im Hauptvorstand und 1961 wurde er "Vize". Eine schnelle Karriere.
Meisburgers großes Ziel war eine Sportanlage, die allen Belangen des 14 Abteilungen starken TSV genügen würde. Zunächst arbeitete er Hand in Hand mit Josef Kuhn auf dieses Ziel hin, 1984 übernahm er dann dessen Amt. Als er selbst 1990 als Vorsitzender des Vereins abtrat, war das Werk weitgehend vollendet. Der Sportpark gilt weitum als beispielhafte Sportarena, in der von Tennis über Fußball bis hin zu selteneren Sportarten alles vorhanden ist. 1983 erhielt Meisburger dafür die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik.
Ein weiterer Schwerpunkt in Meisburgers Arbeit war die Förderung des Breitensports. "Ohne eine einsatzfreudige idealistische Haltung wie mit der von Hans Meisburger wäre der Breitensport so nicht denkbar, sagte der Bürgermeister. Mit der Bürgermedaille solle symbolisch auch die Knochenarbeit der "Hintermänner" gewürdigt werden, die eine wichtige gesellschaftspolitische Aufgabe freiwillig übernommen haben.

Lambert Grasmann
Ein heimisches "Gwachs" nahm die dritte Bürgermedaille entgegen. Lambert Grasmann hatte vor 25 Jahren eine Anzeige gesehen, in welcher der Heimatverein junge Kräfte suchte. Da könnte man in der Freizeit sinnvoll etwas machen, dachte er sich und ging hin. Ein kleiner Kreis von Idealisten begann damals, sich um das darniederliegende Museum zu kümmern, die Bestände zu sichten und Heimatforschung zu betreiben.
Vor 20 Jahren überzeugte Grasmann dann den damaligen Bürgermeister Josef Billinger und den Stadtrat, daß das Museum zu klein sei. Er "eroberte" dabei gleich das ganze Spital, was für die kleine Gruppe ein gewaltiger Schritt voran war. Mit viel Fleiß und Idealismus wurde daraufhin das Museum aus seinem Dornröschenschlaf erweckt, und seither mit 18 Sonderausstellungen dafür gesorgt, daß das Interesse der Bürger dafür anhielt.
Grasmanns besondere Leistung ist die Erforschung der Kröninger Hafnerei; ihm allein ist es gelungen, von den letzten lebenden Hafnern einige Geheimnisse ihrer Zunft zu erfahren und diese aufzuschreiben. "Wenn das niemand gemacht hätte, wären wir heute in der Keramikforschung um vieles ärmer", sagte Barteit. Grasmann hat ein Standardwerk über die Kröninger Hafnerei veröffentlicht und gilt in Keramikkreisen als versierter Fachmann. 1982 erhielt er die Medaille für vorbildliche Heimatpflege.
Auch in der Stadtforschung hat Grasmann ein wichtiges Buch geschrieben, jedoch sei hier vieles noch nicht erforscht. Grasmann arbeitet schließlich auch noch in der Denkmalpflege mit, wobei er die Stadt nicht zu einem Museum verkommen lassen wolle, jedoch den Erneuerungsprozeß im Sinn der alten Stadtväter beeinflussen möchte: Kein 08/15-Stil, keine fremden Baustoffe.


Nicht allein...
In ihren Dankesworten betonten alle drei Geehrten, daß sie allein nicht jene Leistungen vollbringen hätten können, für die sie nun geehrt wurden. Die vielen Freund und Helfer, ungenannt zwar aber unvergessen, wurden mit Dankesworten bedacht. Pater Zeno wies dabei darauf hin, daß er versucht habe, die Wallfahrts-Anlage zu einem Zeichen zu formen, das unsere Zeit versteht: "Das große Ziel ist, nicht nur nach außen zu wirken".
Hans Meisburger brachte die Hoffnung zum Ausdruck, daß diese Auszeichnung in den Verein hinein wirke: "Hoffentlich gibt es im TSV immer die richtigen Leute". Man könne nur dann etwas bewirken, wenn man die Gemeinschaft pflege: "Dann hat sich auch der Stadtrat noch nie einer Förderung verschlossen".
Lambert Grasmann gab einen seiner typischen Rückblicke, diesmal nur in eigener Sache. Zugleich wies er darauf hin, daß das Museum jetzt wieder an einem Punkt angelangt sei, sich zu erweitern. Die Stadt habe die Gebäude bereits erworben, und das Konzept werde demnächst dem Stadtrat vorgestellt.
Die Festsitzung, die übrigens im Sportparkrestaurant stattfand, wurde von dem Vilsbiburger Blechbläser-Ensemble unter der Leitung von Rolf-Ulrich Denzer musikalisch umrahmt. Zu den besonderen Gästen gehörten neben Ehrenbürger Fritz Dräxlmaier die weiteren Träger der Bürgermedaille, die Drittordensschwestern Sophronia und Ermenhildis und VHS-Direktor Gerhard Hellmann, der Träger des Ehrenrings, Josef Kuhn, und die Vorsitzenden des TSV. Nach dem offiziellen Teil wurde ein kaltes Buffet eröffnet.

-gs-