Text und Fotos: Vilsbiburger Zeitung, 22.06.2009, Georg Soller

Festsitzung des Stadtrates anlässlich des 80. Geburtstages von Ehrenbürger Josef Billinger

Festsitzung des Stadtrates anlässlich des 80. Geburtstages von Ehrenbürger Josef Billinger

Von links: Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher, Josef Billinger, dritter Bürgermeister Rudolf Lehner

30 Jahre Stadtgeschichte geschrieben

Ein Vorbild für alle Kommunalpolitiker

Festsitzung des Stadtrates anlässlich des 80. Geburtstages von Ehrenbürger Josef Billinger

Vilsbiburg. Bei seinem Amtsantritt 1960 war Josef Billinger mit 30 Lenzen der jüngste Bürgermeister im damaligen Landkreis Vilsbiburg. Als er 1990 aus diesem Amt schied, war er der dienstälteste Bürgermeister im Landkreis Landshut. In dieser Zeit hat er aus einer kleinen, verschlafenen Stadt ein modernes Mittelzentrum geformt. Der Stadtrat dankte ihm dafür 1998 mit der Verleihung des Ehrenbürgerrechts: „Eine höhere Ehrung haben wir nicht“, sagte zweiter Bürgermeister Hans Sarcher am Freitagabend bei der Festsitzung des Rates anlässlich des 80. Geburtstags von Josef Billinger.

Hans Sarcher sagte in seiner Gratulationsrede, dass Billinger aus dem verschlafenen Städtchen eine fortschrittliche Stadt mit allen notwendigen, öffentlichen Einrichtungen gemacht habe. „Sie haben 30 Jahre Stadtgeschichte geschrieben und sich um Vilsbiburg in besonderer Weise verdient gemacht.“ Da man die Verleihung des Ehrenbürgerrechts im Jahr 1998 nicht noch einmal toppen könne, wollte der Stadtrat mit dieser Festsitzung noch einmal an die Lebensleistung des 80-jährigen Ehrenbürgers erinnern: „Sie sind für manchen von uns jüngeren Kommunalpolitikern ein Vorbild. Wir versuchen, Ihr Vermächtnis fortzuführen.“

Der SPD-Kandidat Josef Billinger war im Wahlkampf 1959/60 von seinen beiden Gegenkandidaten, Bürgermeister Hans Kögl (Christliche Wählervereinigung) und Ludwig Schuster (CSU), kaum beachtet worden. Um so überraschter war man, als der junge Prokurist den Amtsinhaber in die Stichwahl zwang und schließlich besiegte.

Jüngster Bürgermeister

Grossansicht in neuem Fenster: Festsitzung des Stadtrates anlässlich des 80. Geburtstages von Ehrenbürger Josef Billinger - GästeBillinger legte den Schwerpunkt seiner Arbeit in den Ausbau der Infrastruktur: Hans Sarcher nannte die verschiedenen Baugebiete im Süden, Norden und Osten der Stadt, die moderne Wasserversorgung und das neue Kanalnetz, die Asphaltierung der Straßen und die Ausweisung des Gewerbegebiets Schwalbenfeld. „Billinger wollte keine Schlafstadt, sondern einen Wirtschaftsstandort mit entsprechendem Arbeitsplatzangebot und den dadurch erzielbaren Steuereinnahmen erreichen“, sagte er.

Wie gut ihm dies gelungen ist, belegte der zweite Bürgermeister mit Zahlen: Bei der Amtsübernahme umfasste der Haushalt der Stadt ein Volumen von unter einer Million Mark, bei der Amtsübergabe an Peter Barteit waren es 30 Millionen Mark. Die Zahl der Einwohner stieg von 6000 auf über 10 000 und die Zahl der Arbeitsplätze hatte sich mehr als verdoppelt.

Der Baumeister

In die Ära Billinger fiel der Neubau der Hauptschule mit Hallenbad (1971), des neuen Feuerwehrgerätehauses (1974), des Kindergarten St. Elisabeth (1975), der Kläranlage (1977), der Vilstalhalle (1980) und die damit gekoppelte, kontinuierliche Entwicklung des Sportparks, der neuen Stadtwerke (1985), des Bauhofs (1986), des Heilig-Geist-Wohnstifts (1986) und des modernen Stadtbades (1990). Darüber hinaus erwarb die Stadt das St.-Johannisheim für soziale Einrichtungen und das ehemalige Finanzamt; in letzterem sind heute die kommunale Volkshochschule und die Musikschule untergebracht. Diese Doppelnutzung – mit eine Idee des Sparfuchses Billinger – hat den Bürgern im Lauf der Jahre viel Geld erspart. Die Gründung des Förder- und Werbevereins, die auf Billinger zurückgeht, hat bewirkt, dass die Einkaufsstadt nach der Landkreisreform eher an Bedeutung zugelegt, denn verloren hat. Im Kreistag – Billinger gehörte ihm von 1960 bis 1996 an – hat er weitere wichtige Projekte für seine Stadt politisch begleitet, den Bau von Realschule und Gymnasium etwa und natürlich den Erhalt und Ausbau des bis heute höchst beliebten Kreiskrankenhauses.

Trotz dieser vielen Baumaßnahmen – der zwischenzeitlich gestorbene, frühere zweite Bürgermeister Georg Straßer nannte ihn einmal den „Baumeister des modernen Vilsbiburgs“ – hat Billinger seinem Nachfolger keine Schulden, sondern reichlich Rücklagen übergeben. Sein Plan, dass die Stadt aus eigener wirtschaftlicher Kraft bestehen muss, war aufgegangen.

In seiner kurzen Replik bedankte sich Billinger für die Festveranstaltung in diesem Rahmen. Er streifte selbst noch einmal einige Momente seiner Amtszeit und verwies darauf, dass die Arbeit im Rat damals überwiegend von gemeinsam getragenen Zielen bestimmt war, die eine hohe Kontinuität möglich machte.

Auf einen früher einmal geäußerten Wunsch Billingers hin waren zu dieser Veranstaltung im Sportpark-Restaurant nicht nur die Mitglieder des amtierenden Stadtrats geladen worden, sondern alle noch lebenden früheren Stadträte, die während der Amtszeit Billingers die Geschicke der Stadt mitgestaltet hatten; dazu die weiteren Ehrenbürger, die Träger der Bürgermedaille sowie die Familie des Jubilars.