Text: Vilsbiburger Zeitung, 07.10.2009 (Georg Soller)

Aus Visionen werden Projekte

Logo - Integriertes Klimaschutzkonzept der Stadt Vilsbiburg

Aus Visionen werden Projekte

In mehreren Schritten zum kommunalen Klimaschutz

Vilsbiburg. Die Stadt wird das kommunale Klimaschutzpaket in mehreren Schritten erarbeiten. Am 19. Oktober ist die öffentliche Auftaktveranstaltung, bei der alle interessierten Vilsbiburger in dieses Projekt eingebunden werden sollen. Danach folgen zwei Klimaschutzkonferenzen, in denen ebenfalls Bürgerbeteiligung vorgesehen ist: In der ersten Konferenz am 15. und 16. Januar 2010 werden die Potenziale diskutiert und Visionen entwickelt, in der zweiten am 5. und 6. März 2010 geht es um konkrete Ziele und Maßnahmen. Außerdem werden Leitprojekte herausgearbeitet. Zugleich sollen in einem "Markt der Ideen" die Überlegungen aus der Bürgerschaft gesammelt werden.

In der Schlussphase soll in Expertenrunden die Machbarkeit der verschiedenen Vorhaben abgecheckt werden und diese in einen "Masterplan Klimaschutz in Vilsbiburg" mit kontrollierbaren CO2 -Reduzierungen münden. Im Rahmen einer Stadtratsklausur werden am Ende die erarbeiteten Pläne abgesegnet und auf den Weg gebracht. In einem Zeitraum von zehn Monaten möchten die Initiatoren das Klimaschutzkonzept fertigstellen. In den folgenden drei Jahren sollen die Projekte realisiert werden.

Die beiden Fachbüros "Identität & Image" sowie "Green City Energy" haben sich auf derartige Projekte spezialisiert. Das Büro " Identität & Image" bietet eine Managementberatung für strategische Stadt- und Regionalentwicklung. Im Wesentlichen geht es darum, Kommunen oder Regionen dabei zu helfen, die Lebensqualität zu steigern und den Strukturwandel zu bewältigen: "Wir sind keine Gutachter oder Planer, sondern Geburtshelfer und Katalysatoren für die Ideen und Potenziale vor Ort", heißt es auf der Homepage.

Die Kernziele des alternativen Energiedienstleisters "Green City Energy" waren von Beginn an die Realisierung von erneuerbaren Energieanlagen und der Aufbau von regionalen Wirtschaftskreisläufen. "Unter dem Strich haben wir mit bisher über 150 umgesetzten Projekten gezeigt, dass erneuerbare Energien eine zukunftsfähige Energieoption sind", sagt Berater Matthias Heinz.

Wenn man davon ausgeht, dass jeder der 5300 Haushalte der Stadt monatlich durchschnittlich 121 Euro für Energie ausgibt, gibt die ganze Stadt pro Jahr 7,7 Millionen Euro für Energie aus. Nimmt man die Benzinkosten mit dazu, addiert sich der Betrag auf 12,8 Millionen Euro. Dieses Geld verpufft einfach und fließt aus der Region in die Taschen von Energiekonzernen und Energie exportierenden Ländern.

Will man also den steigenden Energiekosten entgegenwirken, muss man die vorhandene Energie möglichst sparsam und effizient einsetzen und zusätzlich erneuerbare Energien aus eigenen Quellen einsetzen. Das bietet mehr Versorgungssicherheit, erhält bezahlbare Energiepreise und ist ganz nebenbei ein wirksamer Beitrag zum Klimaschutz. Erneuerbare Energien fördern regionale Wirtschaftskreisläufe und halten einen Großteil der Wertschöpfung im Land. Dieser "Dreisprung" ist, kurz gesagt, der Ansatz für das Klimaschutzkonzept der Stadt Vilsbiburg, dessen Eckpunkte am Montagabend im Stadtrat vorgestellt wurden. "Die Klimaschutzziele können nur durch konsequentes Handeln auf lokaler Ebene erreicht werden", sagte Prof. Dr. Manfred Miosga, dessen Beratungsunternehmen "Identität & Image" zusammen mit dem Energiedienstleister Green City Energy das Projekt in Vilsbiburg realisieren wird.

Mehr als ein Gutachten

Wie berichtet, fördert der Bund die Erarbeitung eines örtlichen Klimaschutzkonzepts sowie drei Jahre lang die Umsetzung der Ziele in die Praxis mit 80 Prozent der Kosten. Für die Stadt bleibt ein Anteil von 15000 Euro. Dieses "Management auf Zeit", wie es Miosga nannte, soll verhindern, "dass wir ein klassisches Gutachten produzieren, das am Ende zusammen mit anderen Gutachten in einer Schublade ruht".

Was soll diesmal anders werden? Miosga und sein ebenfalls anwesender Kollege Matthias Heinz von Green City Energy stellten in einer Präsentation dar, dass dieses Konzept von den Bürgern mitgestaltet wird, um schlussendlich auch von der ganzen Stadt mitgetragen zu werden. Es gehe um einen Bewusstseinswandel, heißt es in der Infomappe zu diesem Projekt. Nach der Auftaktveranstaltung am 19. Oktober folgen zwei zweitägige Klimaschutzkonferenzen, an denen 68 Vilsbiburger unter fachlicher Moderation alle Möglichkeiten der Energieeinsparung oder der alternativen Energiegewinnung erörtern sollen.

Nachdem die Fachleute Kosten und Nutzen der erarbeiteten Möglichkeiten abgeklopft und mit der großen Runde erneut besprochen haben, soll am Ende ein "Masterplan Klimaschutz in Vilsbiburg" mit kontrollierbaren CO2-Reduzierungen herauskommen. Auch das Management der praktischen Umsetzung gehört dann zu den Aufgaben der Berater.

Auf die Frage von Sebastian Huber (FW), ob es bereits Erfahrungen aus anderen Städten gebe, verneinte zweiter Bürgermeister Hans Sarcher: "Es gibt bundesweit noch kein abgeschlossenes Konzept." Bürgermeister Helmut Haider habe sehr schnell die Initiative ergriffen und deshalb auch schnell die Zusage der Förderung aus dem Bundesumweltministerium erhalten. "Wenn Sie mich nach einer persönlichen Prognose fragen würden", sagte Prof. Miosga in diesem Zusammenhang, "dann sage ich: Das wird in absehbarer Zeit eine kommunale Pflichtaufgabe. Und dann müssen Sie das alles nicht nur zu 20 Prozent, sondern zu 100 Prozent bezahlen."

Spannend dürfte ein Aspekt der bevorstehenden konzeptionellen Arbeit werden: Den weitaus größten Erfolg bei der CO2-Einsparung könnte Vilsbiburg mit dem Bau des geplanten Windrads erzielen. Bekannt stellt sich bei diesem Vorhaben das Bundesverteidigungsministerium massiv quer. Da wird es sich dann weisen, wie ernst es Berlin mit dem Klimaschutz wirklich ist.