Text: Vilsbiburger Zeitung, 26.04.2012, Bernhard Beez

Klimaschutzmanager legt Dreijahresplan vor - Beteiligung am "European Energy Award"

Klimaschutz - Grafik Energie-/Finanzströme

Für Energieeinfuhr fließen jährlich 23 Mio. € aus Vilsbiburg hinaus: an Öl-, Gas- und Stromversorgungsunternehmen (Grafik: Green City Energy)

Permanent präsent sein

Vilsbiburg. Seit Dezember 2011 ist Georg Straßer als Klimaschutzmanager der Stadt Vilsbiburg im Amt. Am Montagabend hat der 45-Jährige im Stadtrat seine Ziele für die kommenden drei Jahre dargelegt. Gleichzeitig wurde bekannt gegeben, dass ihm dabei künftig das Büro B.A.U.M. Consult zur Seite stehen wird. Dieses Unternehmen wird im Rahmen des Management- und Controllinginstrumentes "European Energy Award" den Prozess begleiten und soll gewährleisten, dass die Fördermittel zielgerichtet eingesetzt werden. B.A.U.M. Consult wird dafür in den nächsten drei Jahren insgesamt 19 000 Euro erhalten.

 

Georg Straßer, dessen Stelle vom Bund mit 65 Prozent gefördert wird, will sich in seiner Arbeit im Wesentlichen auf die in der Klimaschutzkonferenz formulierten Ziele stützen. Diese hat er in neun Schwerpunktbereiche zusammengefasst. Bereits angelaufen ist ein städtisches Förderprogramm für Immobilienbesitzer zur Sanierung der Fenster sowie Außenwand- und Dachdämmung. "Viel Energie geht in alten Häusern verloren. Da wollen wir ansetzen", erklärte Straßer. Bei der Einsparung von Energie müsse zudem die Stadt selbst mit gutem Beispiel vorangehen. Dazu habe man in den kommenden Jahren mehrfach Gelegenheit, denn es stehen einige große Sanierungen an wie etwa die Vilstalhalle oder die Mittelschule. Straßer verwies auf den Stadtratsbeschluss, wonach die Sanierung kommunaler Bauten im Hinblick auf Niedrigenergiestandard durchgeführt werden muss.

 

Effizienz steigern

Wichtig sind ihm auch eine neutrale Beratung sowie eine Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit: "Dies ist beispielsweise möglich über Pressemitteilungen, Vorträge, Ausstellungen, einen interessanten Internetauftritt oder eine Bewusstseinsbildung an den Vilsbiburger Schulen. Wir wollen schlicht permanent präsent sein", unterstrich der Dipl.-Wirtschafts-Ingenieur (FH). Die Effizienz will Straßer steigern durch ein "E-Management" für kommunale Gebäude sowie Anreize für kleine und mittlere Unternehmen in der Stadt: "Für diese sollte der Klimaschutz zu einem Aushängeschild werden."

 

Ausführlich kam Straßer auf die erneuerbaren Energien zu sprechen. Er warnte davor, auf die Verarbeitung durch Holz zu große Hoffnungen zu setzen: "Das machen viele. Da könnte in der Region durchaus eine Knappheit entstehen." Allerdings könne die Stadt in Erwägung ziehen, einen "Energiewald" anzulegen.

 

Besser sehe es bei der Windkraft aus, weshalb man nur hoffen könne, dass sich bei der geplanten Anlage auf dem Zeilinger Berg endlich etwas bewege. "Wir haben noch ein Jahr Karenzzeit. Ab dann gelten neue Bestimmungen, die unter anderem eine Abstandsfläche von 500 Metern vorschreiben - und die haben wir hier nicht." Dann wäre das Projekt an dieser Stelle wohl gestorben. Weitere geeignete Standorte auf Stadtgebiet seien bei Götzdorf, Tattendorf und am Schwalbenholz. Straßer empfahl, sich diese Standorte zu sichern, um dort möglicherweise ein Bürgerwindrad zu errichten.

 

In Bezug auf die Solarenergie müsse man zunächst einmal abwarten, wie sich die von der Bundesregierung beschlossene Kürzung der Einspeisevergütung auf die Branche auswirken wird. Unterstützenswert sei des Weiteren die Versorgung durch regionale Produkte, beispielsweise durch Vergabe einer Bachelorarbeit, mit der die Möglichkeiten ausgelotet werden könnten, oder die Ausarbeitung eines einheitliches Logos, um einen hohen Wiedererkennungswert zu schaffen.

 

Beim Thema Verkehr sprach sich Straßer für den Ausbau des Radwegenetzes, verbesserte E-Mobilität sowie die Einführung eines Carsharings aus. Der neunte und letzte Punkt war die Installation eines effektiven Klimaschutz-Controllings.

 

Überschaubare Kosten

Dies war zugleich die Überleitung zum Referat von Thomas Blaschke vom Büro B.A.U.M. Consult. Er stellte klar, dass es sich beim "European Energy Award" nicht um einen Wettbewerb oder Preis handelt, sondern um einen Prozess, der als Controlling-Instrument eingesetzt wird. Derzeit beteiligen sich 226 Kommunen in ganz Deutschland daran. Damit sollen Transparenz und Vergleichbarkeit sichergestellt werden. Weiterer Schwerpunkt ist ein intensiver Erfahrungsaustausch unter den teilnehmenden Gemeinden.

 

Nur kurz währte unter den Stadträten die Diskussion über die Sinnhaftigkeit einer Beteiligung Vilsbiburgs. "Die Summe von 19 000 Euro auf drei Jahre ist überschaubar. Normalerweise geht es bei so etwas immer um deutlich höhere Summen", sagte Zweiter Bürgermeister Johann Sarcher. Klimaschutzmanager Straßer wies darauf hin, dass eine Überprüfung der Klimaschutzmaßnahmen in Vilsbiburg gegeben sein müsse, um eine Förderung zu erhalten. Dem konnte Georg Brams (CSU) nur beipflichten: "Wir bekommen Subventionen, das sind öffentliche Gelder. Natürlich müssen wir dafür auch Nachweise erbringen. In der Landwirtschaft ist so etwas das täglich Brot."

 

Bürgermeister Helmut Haider versicherte, dass der eingeschlagene Weg weiter beschritten werde. Eine Abstimmung war nicht notwendig, da die Sache als Verwaltungsangelegenheit behandelt wird und die Kosten von 19 000 Euro ohnehin im Etat bereits enthalten sind.