Text und Foto: Vilsbiburger Zeitung - www.idowa.de - 12.07.2012 (Georg Soller)

Stadtbusse für Vilsbiburg?

ÖPNV Dingolfing: Die vier "Dingos"

 

Sprecher des Runden Tisches für Klimaschutz stellte seine Überlegungen vor

Benötigt Vilsbiburg ein öffentliches Busliniennetz? Über diese Frage ließen sich die Mitglieder des Bauausschusses am Montagabend rund eineinhalb Stunden informieren. Während Jens Herrnreiter grundsätzliche Überlegungen aus dem Kreis des "Runden Tisches" vorstellte, stellte Dipl.-Geograph Eric Meder vom Verkehrsplanungsbüro Gevas ausführlich dar, wie seine Firma eine "bedarfsorientierte Neukonzeption" anpacken würde.

 

Der Gedanke wirkt auf den ersten Blick verführerisch: ein Busliniensystem für Vilsbiburg und die Region. Ältere Menschen, Jugendliche ohne Führerschein, aber auch Berufspendler könnten sich dank eines dichten Haltestellen-Netzes mit hoher Taktfrequenz bequem durch die Stadt bewegen, das "Mama-Taxi", erklärte Hauptursache vieler Vilsbiburger Verkehrsprobleme, hätte ausgedient. "Hoher Takt, dichtes Netz, niedriger Preis und komfortable Niederflurbusse" nannte Jens Herrnreiter, Sprecher des Runden Tischs für Klimaschutz, als Erfolgsfaktoren für einen attraktiven öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV).

 

Das große Aber ist der Preis: Rund eine halbe Million Euro schießt zum Beispiel die Stadt Dingolfing pro Jahr für den Betrieb der vier "Dingos" zu. Denn die Refinanzierung der Kosten über die Fahrgasttickets ist in einer Kleinstadt nicht möglich - und erst recht nicht, wenn man, wie beim Runden Tisch, über einen kostenlosen ÖPNV nachdenkt. Zwar würde das Projekt unbestritten die Attraktivität der Region steigern und sicher auch zur CO-Reduzierung beitragen, aber irgendjemand wird das Projekt finanzieren müssen. Herrnreiters Vorschläge dazu: Buswerbung, Sponsoring, eine allgemeine "Bus-Taxe", Zuschüsse von Einzelhändlern und natürlich die öffentliche Hand.

 

Zusammen mit den Nachbargemeinden

Aus der Sicht von Wolfgang Perzl (CSU) ist ein ÖPNV-Netz nur dann sinnvoll, wenn es die umliegenden Gemeinden mit einbezieht. Denn gerade aus Bodenkirchen oder Velden komme der stärkste Verkehrsfluss nach Vilsbiburg, wobei sich Velden gerade anschicke, Richtung Oberbayern zu orientieren. Herrnreiter sagte, dass die 15 Gemeinden des südlichen Landkreises zusammengerechnet rund 50000 Einwohner hätten, grad so viel wie die Stadt Passau, in der das Busnetz im 15-Minuten-Takt gut funktioniere.

 

Deshalb erschien es der Stadtratsrunde logisch, zunächst einmal bei den umliegenden Gemeinden eine offizielle Umfrage zu starten, ob sie Interesse an so einem ÖPNV-Projekt hätten und dort finanziell einsteigen wollten. Herrnreiter hat in seiner Präsentation noch weitere organisatorische Fragen gestellt: Gibt es einen zentralen Busbahnhof mit Umsteigemöglichkeiten, sollen eigene Verkehrsbetriebe gegründet werden oder sollen die Busunternehmer die öffentlichen Linien bedienen?

 

Eric Meder, der bei Gevas die ÖPNV-Planung leitet, sprach von einer bedarfsorientierten Neukonzeption für Vilsbiburg. "Man kann unendlich viel machen, aber man sollte dabei die Bodenhaftung nicht verlieren." Er stellte im Ausschuss sehr umfangreich vor, wie sein Büro die Grundlagen ermitteln würde, um herausarbeiten zu können, welche Anforderungen an einen ÖPNV in Vilsbiburg gestellt werden. Der Schülertransport funktioniere bereits jetzt, hinzu kämen Berufspendler und Einkäufer. Er hielt es aber für wenig wahrscheinlich, dass man in einem Ort wie Vilsbiburg zum Wocheneinkauf mit dem Bus fahren würde: "Für eine gute politische Entscheidung brauchen Sie eine solide Grundlage."

 

Mindeststandards

Da Gevas auch den Nahverkehrsplan des Landkreises und der Stadt Landshut bearbeitet, wusste Meder auch um die überregionalen Rahmenbedingungen. "Vonseiten des Landkreises können Sie keine größeren Aktivitäten erwarten", sagte er. Dort würden allenfalls die Mindeststandards eines öffentlichen Personennahverkehrs aufrecht erhalten.

 

Grundsätzlich klang in der Darstellung des Verkehrsplaners eine gewisse Skepsis durch, ob die seit Jahrzehnten an den Individualverkehr gewöhnten Bürger einer ländlich geprägten Stadt bereit sind, auf den öffentlichen Bus zu warten. Auch sei ein Problem, in dünn besiedelten Gemeinden einen funktionierenden ÖPNV einzurichten.

 

Foto: Die vier Farben der "Dingos" stehen stellvertretend für die Route, die sie nehmen. Eine besonders beliebte Haltestelle ist der städtische Friedhof, der auf einer Anhöhe liegt. (Foto: DA-Archiv)