Win-win-Situation für Landwirte und Verbraucher

Stadtwerke Vilsbiburg weiten Schutzgebiet um Trinkwasserbrunnen aus

Mit der Kernaussage „Wasser ist ein Menschenrecht – keine übliche Handelsware, sondern ein ererbtes Gut, das geschützt und sorgsam behandelt werden muss“ weist die „Nationale Wasserstrategie“ des Bundesumweltministeriums von 2022 der Dringlichkeit des Trinkwasserschutzes höchste Priorität zu. Auch die Politik sieht sich beim Grundwasserschutz in der Verantwortung und fördert ökologisch wirtschaftende Betriebe und stellt aber auch fest, dass der Schutz unseres Trinkwassers eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist.

Obwohl bei der Wasserqualität der vier Brunnen der Stadtwerke Vilsbiburg in allen Bereichen die Grenzwerte deutlich unterschritten werden, rief Stadtwerkeleiter Wolfgang Schmid im Jahr 2019 das Projekt „Vorbeugender Grundwasserschutz“ ins Leben. Elf Landwirte im Bereich des Trinkwasserschutzgebiets Zeiling schlossen erstmals eine freiwillige Kooperation, mit dem Ziel den Nitrateintrag im Boden und letztendlich in das Grundwasser langfristig zu senken. Die Messwerte zum Projektstart belegen, dass die Landwirte im Einzugsgebiet bereits in der Vergangenheit äußerst sensibel mit dem Einsatz von Düngemittel umgingen. Schon nach drei Jahren zeigen die Messergebnisse von Reststickstoff in den oberen Erdschichten, dass sich der Einsatz lohnt. Eine Tendenz zu besseren Werten ist klar erkennbar. So konnte der bereits niedrigere N-min-Wert (= Nitrat- und Ammoniumstickstoff in einer Schicht von 0 bis 90 cm Tiefe) von 25 N-min/ha in 2022 auf 18 N-min/ha in 2023 und 16 N-min/ha in 2024 nochmals gesenkt werden. Durch die Ausweitung des Gebiets in Richtung Südwesten, der Hauptanstromrichtung des Grundwassers auf die Brunnen, konnten weitere Landwirte gewonnen werden. Das Projektgebiet umfasst derzeit 90 Prozent der 230 Hektar bewirtschafteten Fläche im Einzugsgebiet der Brunnen. Bewaldete Flächen werden aufgrund ihrer extensiven Bearbeitung nicht einbezogen.

 

Die übergeordneten Ziele sind die Verbesserung der Trinkwasserqualität durch geringere Belastungen mit Nitrat und Pflanzenschutzmittel, die Förderung der Grundwasserneubildung sowie der Bodenschutz, um die Filterwirkung und die Speichereigenschaft der Böden zu verbessern.
Während der Vegetation werden die Bestände mit sogenannten Stickstoffsensoren kontrolliert. Eine Probendichte von zwei Messungen je Hektar ermöglicht eine hochwertig spezifische Auswertung, die mit Ertragsdaten zusammengeführt werden. Anschließend wird für die Landwirte eine Düngeplanung erstellt und pflanzenbauliche Beratung angeboten. Die Untersuchungen des ausgewogenen Nährstoff-Verhältnis von Stickstoff sowie einer Reihe von weiteren Spurenelementen ermöglichen den Landwirten Einsparungen bei Düngemitteln und somit Kosten, eine Verbesserung des Ertrags und nicht zuletzt die Steigerung der Bodenqualität.
Durch die verbesserte Stickstoffeffizienz wird der Nitrateintrag deutlich reduziert. Ebenfalls wird mit dem gezielten Einsatz von natürlichen organischen Düngern und Zwischenfrüchten eine Humusbildung von bis zu 3,5 Prozent erreicht und somit die Fruchtbarkeit der Böden erhöht. Problemzonen im Ertrag, meist sandige oder nasse Flächen können mit dieser Betrachtung überdurchschnittlich verbessert werden. Durch den ausgewogenen Einsatz von Nährstoffen sind die Pflanzen gesünder und widerstandsfähiger, so profitieren auch die Tiere, die damit gefüttert werden.
Während Agraringenieur Jürgen Schwarzensteiner (farmtastik consulting) die Bodenbeprobung und Auswertung ausführt und den Landwirten als direkter Ansprechpartner zur Verfügung steht, erfolgt die hydrogeologische Beratung der Stadtwerke Vilsbiburg durch das renommierte Büro Anders & Raum aus Hintelsberg bei Velden mit Evl Anders und Dr. Klaus Killy.
Die Ermittlung der Grundwasserfließrichtung sowie die Bewertung des Schutzes durch die Grundwasserüberdeckung zählen zu den Grundlagen für die Bemessung des künftigen Wasserschutzgebietes, das sich in etwa mit der Fläche des Grundwasserschutzprojektes decken wird.
Bürgermeisterin Sibylle Entwistle dankt allen beteiligten Landwirten für ihr Mitwirken: „Das Grundwasser hat ein langes Gedächtnis - alles, was jetzt unternommen wird, hat positive Auswirkungen für folgende Generationen und trägt dazu bei die Folgen des Klimawandels abzumildern.“

 

Schutzgebiet um Trinkwasserbrunnen

Bild: 90 Prozent aller bewirtschafteten Flächen im rot markierten Bereich (Waldflächen zählen hier nicht dazu) sind am Projekt beteiligt. Die beiden blauen Pfeile zeigen die Anstromrichtung des Grundwassers auf die Brunnen an.